Da sein.
Meine Tochter ist krank – sie hat Kopfschmerzen, ihr ist übel und sie liegt im Bett. Mal klagt sie leise, mal stöhnt vor Schmerzen.
Wahrscheinlich ist es „nur“ die Aufregung vor dem anstehenden Zeugnisgespräch in der Schule. Muss sie denn immer so empfindlich sein, alles so sehr zu Herzen nehmen?
Sie ruft nach mir und will, dass ich bei ihr sitzenbleibe.
Ich setze mich zu ihr, halte ihre Hand, streichle sie über den Kopf, atme mit ihr zusammen die Schmerzen weg. Sie beruhigt sich rasch, schließt die Augen, atmet wieder ruhig und scheint eingeschlafen zu sein.
Im gleichen Moment zieht mich eine unsichtbare Kraft wieder weg vom Bett. Ich habe Termine zu bestätigen oder abzusagen, Emails zu beantworten, die Küche zu putzen, und, und, und. Alles scheint mir wichtiger zu sein als bloß da zu sitzen, und nichts zu tun.
Viel lieber wäre mir gerade das Rotieren, Erledigen, Abhacken, Wegschaffen und die langen To-do-Liste abzuarbeiten. Einfach nur da zu sitzen schaffe ich nicht. Ich zähle im Kopf, was ich in dieser Zeit hätte alles erledigen können.
Ich schleiche mich leise aus dem Zimmer und prompt ruft sie wieder nach mir: wieder Schmerzen, wieder Weinen, alles von vorne.
Ich erinnere mich gut dran, als sie noch Baby war und am liebsten die ganze Zeit auf dem Arm verbringen wollte. Sie ließ sich einfach nicht ablegen, nicht im Schlaf, nicht nach dem Essen, nicht gut gelaunt oder sonst wie.
Wenn ich sie schlafend hingelegt habe, ging der Wettlauf um Minuten los: Schaffe ich es, einen Kaffee zu kochen oder auf Toilette zu gehen? Was ist mir gerade wichtiger? Vom Duschen oder in Ruhe zu frühstücken konnte ich nur träumen.
Nun erlebe ich Déjà-vu und gehe pflichtbewusst und doch widerwillig zurück zu ihrem Bett.
Wieder sitze ich da und halte ihre Hand. Sie ist wieder ruhig und ich will am liebsten wieder gehen.
Wenigstens mal das Handy in die Hand nehmen und ein wenig scrollen und lesen? Doch das wäre das Gleiche wie gehen, nur im Geiste.
Dann fällt mein Blick auf meine Hände. Sie scheinen mir heute so rau und überarbeitet, sie sehen aus wie gebrauchte Werkzeuge.
Sie erinnern mich an die Hände meiner Oma, ihre waren riesig groß, unförmig, drahtig, mit ausgeprägten Venen. Hände, die ein Leben lang angepackt und geschaufelt haben. Mit ihnen hat sie wahrscheinlich ihre Familie versorgt. Wie schwer diese Arbeit auch war, blieb sie für mich aber völlig unsichtbar. Was mir von der Oma präsent geblieben ist, ist ihr Lächeln und liebevolles Gesicht, in dem kein Platz war für Kritik oder Erwartungen. Ihr Gesichtsausdruck strahlte immer pure Freude meines Anblickes aus.
Mich trifft der Gedanke: In 20 Jahren wird meine Tochter nicht mehr wissen, was ich an diesem Tag heute alles erledigt habe, doch sie wird sich erinnern, ob ich an ihrem Bett sitzen geblieben bin.
Ich ringe mit mir: Ich kann ihr doch nicht helfen und ihre Schmerzen nicht wegnehmen. Sich muss da einfach nur durch. Und doch, – sagt die andere Stimme,- ich kann ihr helfen, indem ich einfach nur da bleibe. So verdammt einfach und schwer zugleich.
Denn die bloße Präsenz verlangt mir mehr Kraft ab, als alle physischen Aufgaben der Welt zusammen. Sie beansprucht nicht meine Muskeln, sondern schöpft aus meinen seelischen Reserven, die gerade leer sind. Wo finde ich bloß die Kraft?
Es erscheint wieder das strahlende Gesicht meiner Oma und schickt mir die Kraft, die ich gerade brauche. Ich sauge diese liebevolle Energie auf und tue das Schwierigste.
Und hier bin ich – am Bett sitzend, nicht von der Seite weichend, die Hand haltend, präsent, da.
(später aufgeschrieben)
Geburt einer Mutter.
Jedes Mal, wenn ein Kind geboren wird, wird auch eine Mutter geboren. Aber nicht sofort im Kreißsaal. Das Ankommen in der Mutterschaft dauert einige Zeit. Wann das genau passiert, liest Ihr in diesem Artikel, den ich für babytalk.world geschrieben habe.
Hier geht es zum Artikel:
Das digitale Dorf und die analoge Einsamkeit.
Es braucht ein Dorf
um ein Kind großzuziehen – sagt man doch so. Man glaubt es kaum, aber ein Kind braucht tatsächlich viele Menschen zum Aufwachsen – wie ein Sicherheitsnetz für die junge Familie, damit sie ihrem Kind genug Liebe geben, genug Nervenstärke bewahren, genug Zeit mit ihm verbringen oder ein gemütliches Zuhause herrichten. Da braucht es schon mal viele Hände. Und so war es früher: Die Großeltern und die Tanten, die Freunde und Bekannte, alle lebten nah beisammen in einer Gemeinschaft und leisteten sich gegenseitig Unterstützung. Die jungen Frauen wurden von den Erfahrenen in die Geheimnisse des Frauseins eingeweiht und auf der Reise der Mutterschaft begleitet. Niemand war alleine. Wir Menschen sind soziale Wesen und fürs Alleinsein nicht geschaffen.
Allein mit dem Kind
Heute sieht das Leben anders aus. Im besten Fall ist es eine mini Familie aus Mutter, Vater und Kind. Eine Oma, die einmal pro Woche vorbeikommt, ist bereits ein Privileg. Doch zu oft ist es nur die Mutter ganz alleine, die ihre Kinder versorgt und null Unterstützung im Alltag erfährt. Wir vereinsamen in Großstädten weit weg von unseren Herkunftsfamilien. Das Verhältnis ist aber ohnehin schon so gestört, dass man sich lieber nicht ins eigene Familienleben einmischen lassen möchte. Der Alltag mit Kindern gefüllt von Einsamkeit zerrt an den Nerven. So kann die Mutter nicht ein warmer und weicher Zufluchtsort für ihre Kinder sein, am Limit ihrer Kraft mutiert sie zur chronisch genervten Furie. Wer viel gibt, muss emotional gut gepolstert sein, denn aus dem Leeren kann man nichts geben.
Das digitale Dorf
Vor dieser armseligen Wirklichkeit kommt uns das neue digitale Zeitalter ja fast wie ein Segen vor. Es schafft Menschenverbindungen und füllt uns mit Informationen. Man ist mit dem guten Rat und herzlichem Trost für einander da. Mütter bekommen Tipps für die Alltagsbewältigung. Man findet Verbündete und Gleichgesinnte. Es gibt Foren und Magazine, Interessen-Gruppen, Erklär-Videos, kreative Ideen und grenzenlose Inspiration. Man stellt auch sich selbst gern ins Rampenlicht und präsentiert das eigene Leben von der besten Seite. Es ist sehen und gesehen werden. Nun ist man nicht mehr allein?
Die kritischen Stimmen
Es ist alles so schön bunt hier, in der digitalen Welt, doch es werden Stimmen lauter, die uns das Vergnügen nehmen wollen mit dem Vorwurf, durch die übermäßige Mediennutzung die Beziehungen im realen Leben zu vernachlässigen. Das Smartphone wird zum Hassobjekt erklärt, die gesenkte Kopfhaltung – zum Sinnbild der Verblödung und die Unfälle beim Handynutzen zur Zielscheibe für Spott. Wie die Parallelwelt neben der Digitalen fristet dabei das reale Leben sein ärmliches Dasein.
Doch sind die digitalen Medien wirklich schuld an unseren missglückten Beziehungen, fehlenden Gesprächen und seelischer Leere?
Zugegeben, das Netz hat Suchtpotential. Es ist schon schlau eingefädelt von Twitter und Co. wie sie ihre Nutzer bei Laune halten. Wir unterhalten uns ja nicht nur, wie sammeln Herzchen, Retweets, Follower, Kommentare, batteln uns gegenseitig an, bekommen Bestätigung und wollen immer mehr davon.
Schaft Vernetzung auch Verbindung?
Neue Medien sind natürlich nur der Sündenbock, auf den wir die Last abschieben. Wir verschweigen und verleugnen uns etwas viel Wichtigeres – unsere Unfähigkeit, eine innige Beziehung mit anderen Menschen einzugehen. Auch unseren Kindern weichen wir lieber aus und da kommen die smarten Geräte ja gerade recht. Es ist zu bequem, die Kids mit dem iPad alleine zu lassen und ein wenig Ruhe zu genießen. Wir sind schließlich zu erschöpft, um uns mit den Kleinen zu beschäftigen, auch wenn wir wollten. Im Alltag sind wir ja immer noch alleine.
Das Netz leistet uns zwar große Abhilfe, dem richtigen Problem – unserer Vereinsamung – hilft es aber nicht. Es schenkt uns Herzchen, erwärmt aber nicht unser Herz, gibt Ideen fürs Leben mit Kindern, beschert aber keine quality time mit ihnen, gibt uns Follower, schafft uns aber keine echten Freundschaften, berieselt uns mit Unterhaltung und lässt uns ins Bodenlose fallen, wenn diese „Haltung“ weg ist.
Eine menschliche Verbindung, was ist das? Wir alle haben das Bedürfnis, gesehen, gehört und verstanden zu werden, Kinder noch tausendfach mehr als wir. Es ist jedoch anstrengend und ungewohnt, dem anderen Menschen gegenüber zu sitzen, durch die Augen bis in sein Herz zu schauen, erkennen, was er oder sie durchmacht, mitzufühlen und einen gehaltvollen Austausch stattfinden zu lassen. Wir haben es nicht gelernt und können es daher nicht bieten. Zu schade, denn durch eine menschliche Verbindung werden Gesichter nicht nur blau angeleuchtet, sie lässt diese richtig erstrahlen.
Na, noch schnell ein Paar passende Tipps googeln? 😉
Die Werbekampagne “The more you connect, the less you connect” zeigt, wie alleine und unsichtbar sich Menschen fühlen, wenn der andere geistig abwesend ist.
Schenke dir ein Buch.
Ich erinnere mich daran, als meine Schwiegermutter mir das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ geschenkt hat, als sie erfuhr, dass ich und mein damals Baby-Töchterchen in einem Bett schliefen. Ich habe nur innerlich die Augen gerollt, mich bedankt und das Buch beiseite gelegt. Da liegt es noch heute.
Ein Buch – eine Botschaft.
Bücher zu schenken kann eine heikle Angelegenheit sein, denn jedes Buch ist auch eine Botschaft und kann als erhobener Zeigefinger oder ungebetener Ratschlag verstanden werden. Würde ich mein Verhalten aufgrund dieses Buches ändern? Sicherlich nicht. Wir lassen uns nur von etwas überzeugen, was ohnehin die Zustimmung unseres Herzens findet. Wir ändern unsere Ansichten nicht aufgrund von guten Gründen. Die Letzteren sind immer nur eine Rechtfertigung im Nachhinein.
Ich muss zugeben, die meisten mir geschenkten Bücher habe ich nicht gelesen, nur wenn ich einen guten Draht zu der Person hatte, die sie schenkte. Selbst dann war es selten eine Offenbarung. Dagegen Bücher, die ich mir selbst ausgesucht habe, manchmal auch aufgrund einer Empfehlung, entfalten auf mich viel stärkere Wirkung.
Frei von Ideologie.
Kann ich mein eigenes Buch als Geschenk empfehlen? Ja, aber für sich selbst.
Mein Buch “Jede Mutter kann glücklich sein” verkauft keine Ideologie: Es ist weder pro noch kontra jeglicher Regeln oder Überzeugungen bezüglich der Kindererziehung. Es sagt nicht, was richtig ist oder falsch. Es bewertet nichts als gut oder schlecht und kann daher eigentlich gar nicht anecken oder Streit provozieren. Vielmehr hilft mein Buch uns, in die Tiefen der eigenen Seele zu schauen, ihre geheimen Botschaften zu verstehen und Verstrickungen zu durchschauen, in die wir mit unseren Kindern und uns selbst immer und immer wieder geraten. Natürlich muss dafür die Eigenmotivation der Antreiber sein und vielleicht ein gewisser Leidensdruck, weil die Lektüre an die wunden Punkte nahegeht, und wer schnelle Alltagstipps sucht, wird hier nicht fündig.
Am Weihnachten feiern wir die Geburt einer bestimmten Person. Warum können wir nicht unsere eigene Geburt als Mutter ebenfalls feiern? Denn eine Sache ist es, das Kind zu gebären, und eine andere – sich in der Mutterschaft wirklich angekommen zu fühlen.
Nicht jedes Buch ist ein gutes Geschenk. Das beste Buch ist doch das, was man sich selbst schenk. Seinem wahren Ich dabei ein Stück näher zu kommen, ist dabei das größte Geschenk, oder?
„Sie bekommen Ihre Weihnachtsfreude, Fräulein Prysselius.“ Oder warum wir alle Prusseliese sind.
Heute zum Geburtstag von Astrid Lindgren möchte ich nicht über Pippi oder Annika schreiben, sondern über Frau Prysselius, von Pippi liebevoll Prusseliese genannt – eine Figur, die wir in den Geschichten von Pippi Langstumpf belächeln und nicht wirklich ernst nehmen, dabei hält sie uns den Spiegel vor und wir belächeln unser eigenes Spiegelbild. Sie ist die Karikatur und Satire auf uns Erwachsene und jeder ist ein bisschen wie sie. Warum das so ist?
Frau Prysselius ist eine zwiespältige Gestalt: auf einer Seite tut sie ehrenvolle Tätigkeit – sie leitet ein Kinderheim und kümmert sich um die Waisenkinder – ein perfektes Aushängeschild. Auf der anderen Seite spüren wir etwas Falsches in ihr. Und ihr Satz: „Sie wissen doch, wie kinderlieb ich bin.“ bringt uns zum Schmunzeln. Sie will ja nur das Beste für Kinder. Stimmt es wirklich? Wer sagt das?
Hier ist eine Szene auf dem Weihnachtsmarkt. Sie jagt Pippi und holt sich Hilfe von den Polizisten mit den Worten:
– Ich möchte, dass sie wenigstens über die Feiertage im Kinderheim ist, sonst habe ich nämlich selbst keine richtige Weihnachtsfreude.
– Sie bekommen Ihre Weihnachtsfreude, Fräulein Prysselius, – antworten die Polizisten.
Pipi bringt Prusselieses Selbstbild als selbstlose Helferin der Kinder ins Schwanken. Man spürt, dass sie ihr Selbstbild um jeden Preis aufrechterhalten will, wie eine Maske, die in Pippis Anwesenheit durchsichtig wird. Die Waisenkinder sind für sie nur ein Instrument, mit dem sie ihr Selbstbild bewahrt. Pippi wehrt sich dagegen, Prusselieses Spielball zu sein und ihrer vorgetäuschten Gestalt Futter zu geben. Und das verärgert Prusseliese: Wie kann so jemand auf freiem Fuß leben? Er gehört doch eingesperrt. Wir alle bearbeiten mit unseren besten Bestrebungen eigentlich nur etwas in uns selbst, auch wenn wir es scheinbar für anderen tun. Wir merken es daran, dass unsere netten Gesten nur „gut gemeint“ bleiben, den anderen aber nicht berühren.
In Prusseliese spüren wir die unendliche Distanz, die Kluft, den Abgrund zwischen der Welt der Erwachsenen und dem Empfinden der Kinder. Als ich klein war, habe ich oft gespürt, dass Erwachsene längst vergessen haben, dass sie selbst einmal Kinder waren. Sie lebten auf einem anderen Planeten, waren mir fremd, hatten kein Einfühlungsvermögen, konnten sich nicht in mich hineinversetzen. Sie waren nur steife, gefühlslose Klötze mit rigiden Vorstellungen über gut oder schlecht. Wir wurden nur aufgefordert, ihren Erwartungen zu entsprechen. Ich habe mir damals fest vorgenommen, mein Empfinden als Kind bis ins Erwachsenenalter nicht zu vergessen, oder besser gesagt nicht zu verlieren.
Wir Erwachsenen wollen scheinbar das Kinderwohl. Doch unter dem Mantel der edlen Absichten verstecken wir etwas anderes – wir versuchen Löcher in unserer Seele zu flicken und tun es in Wirklichkeit für uns selbst, nicht für Kinder. Denn wir schauen nicht in die Kinderseelen hinein, sondern fordern von ihnen, dass diese sich anpassen. Ja, Kinder sind unreif. Ja, sie begeben sich oft unwissend in Schwierigkeiten oder Gefahren. Ja, wir müssen Verantwortung für sie bei manchen Entscheidungen übernehmen. Aber zu oft dient es nur der Rechtfertigung unserer geistigen Abwesenheit in ihrem Leben. Wir sehen Kinder nicht, spüren sie nicht, verstehen sie nicht und drücken ihnen nur unsere Ansichten vom Kinderwohl auf.
Befreien wir uns von den Konventionen und schauen in die realen Kinderseelen hinein. Das können wir allerdings nur, wenn wir uns als Kinder nicht vergessen haben und uns an das Empfinden unserer Kinderseele erinnern. Danke, liebe Astrid, dass du mich in den Momenten, wenn ich mich als Kind vergesse und in meiner erwachsenen Blindheit um mich wüte, wieder daran erinnerst und in die alten Zeiten zurückholst. Das erklärt es, warum mir beim Lesen deiner Bücher so manche Träne entwischt.
Mein Auftritt in der Live-Sendung “Leichter Leben” bei AstroTV in Berlin
Vor einer Woche bin ich nach Berlin gereist, um im Studio von AstroTV in der Live-Sendung “Leichter Leben” als Gast des Tages teil zu nehmen. Ich habe über meine Arbeit als Psychologin für junge Müttern berichtet und über mein vor kurzem erschienenes Buch “Jede Mutter kann glücklich sein”. Es gab eine Verlosung und eine glückliche Gewinnerin. Ich fühlte mich wohl im gemütlichen Studio in Gesellschaft von Kollegen und netten Moderatoren. Die laufenden Kameras wurden nach kürzester Zeit vergessen 🙂 Danke AstroTV für die schöne Erfahrung!
Hier ist die Aufzeichnung der Sendung auf YouTube
Von Werberin zur Psychotherapeutin für Mütter.
Wie wird man von Werberin zur Psychotherapeutin für Mütter? Viele Frauen ändern ihre Berufspräferenzen nach der Geburt ihres Kindes, nicht nur aus Vereinbarkeitsgründen.
Hier ist meine Geschichte, die auf der Seite Baby Express veröffentlich wurde.
Zum weiterlesen bitte auf PDF-Links klicken: BabyExpress1 BabyExpress2
oder auf der Seite Babyexpress.at lesen: http://www.babyexpress.at/familie/entwicklung-erziehung/4538-so-denken-und-fuehlen-muetter
Wie ging es euch mit Euren Berufen? (Für die Kommentarfunktion bitte auf den Beitragstitel klicken)
Kinderfilm für einen leichteren Umgang mit dem Tod.
Der Tag der Allerseelen, an dem in der katholischen Kirche an die Verstorbenen gedacht wird, schleicht eher unbemerkt an unserem Alltag vorbei. Wer denkt hier schon gerne an den Tod? Anders ist in Mexiko. Dort zelebrieren am 2. November die Menschen bunte Feierlichkeiten zum “el día de los muertos” (Tag der Toten), vom Trübsal und gedämpfter Stimmung ist dabei keine Spur. Es ist tatsächlich ein Feiertag: die Verstorbenen und ihr Leben werden mit Musik, Tanz und Essen gefeiert. Skelette sind allgegenwärtig, verziert mit Blumen und bunten Farben.
Der Tod ist ein schwieriges Thema für die meisten von uns. Wohl wissend, dass der Tod unmittelbar zum Leben dazugehört, blenden wir ihn im Alltag aus und leben so, als wären wir unsterblich. Auch mit Kindern können wir schwer über ihn reden. Irgendwann im Alter von ca. 3 Jahren begreifen Kindern instinktiv, dass das Leben nicht unendlich dauert: sie erleben Pflanzen, die verwelken, tot getrampelte Insekten auf de Straße oder Todesfälle in der Familie. Sie stellen uns Fragen, haben Angst, uns zu verlieren oder selber zu sterben. Doch der Abschied aus dem Leben hat auch gewisse Faszination. Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Kind vom eigenen Tod genüßlich geträumt hatte und die Vorstellung genoß, wie alle mich vermissten und um mich weinten. Ja, der Tod macht das Leben nicht selbstverständlich und die Menschen, die sich seines Todes bewußt sind, genießen ihr Leben mehr, als wäre es der letzte Tag.
Genau der Tag der Toten steht als Sujet-Hintergrund des Kinderanimationsfilmes “Manolo und das Buch des Lebens”. Manolo ist ein junger Mann – ein Pazifist aus der Familie der Toreros, die seit Generationen im Stierkampf kämpfen. Manolo bricht mit der Tradition seiner Vorfahren, er verzichtet auf sinnloses Töten der Stiere und wird von seiner Familie dafür verachtet. Manolo stirbt und trifft in der Unterwelt auf all die Stiere, die seine Verwandten über Jahrzehnte getötet hatten. Eine blutige Abrechnung naht. Doch statt zu kämpfen entschuldigt sich Manolo für die Taten seiner Vorfahren, als ob es seine wären. Er singt ein Lied. Ganz nebenbei wird die versöhnende Kraft einer Entschuldigung demonstriert, die jeden Kampf überflüssig macht. Der Film ist darüberhinaus eine Liebesgeschichte, das Action kommt nicht zu kurz und der Tod in Gestalt von la muerta sieht zum verlieben schön aus – kein Grund zum Fürchten. Der Film ist gleich schön anzuschauen sowohl für die Kinder als auch für die Eltern, er bietet eine schöne Vorlage für das Unterhalten über das schwierige Thema. Denn, solange die Verstorbenen in unserer Erinnerung leben, sind sie nicht wirklich tot. Und ja, auch nach dem Tod werden wir mit den Früchten unseres Lebens auf der Erde konfrontiert.
Halloween. Ja oder Nein?
Wenn die Dunkelheit der Nacht einbricht, füllen sich die Straßen an diesem Tag mit den Gestalten der Unterwelt: Geister, Untoten, Vampire oder Zombies. Heute dürfen sie all ihre Schaurigkeit offen zur Schau stellen und werden dafür sogar mit Süßem entlohnt. Oder kaufen sich Menschen mit Gaben von ihnen frei?
Nun ja, es ist keine deutsche Tradition und bloß ein importierter Spaß. Viele sträuben sich deshalb dagegen oder sagen offen, dass sie „böse“ Kinder nicht mögen, sondern lieber die braven.
Halloween ist das Zelebrieren der dunklen Seite. Das Jenseits betritt heute unsere helle Welt und wir zeichnen uns das Böse ins Gesicht. An einem Tag im Jahr? Ich bin dabei! Das Dunkle im Leben ist ständig präsent, und es auszublenden schafft es nicht aus der Welt, ganz im Gegenteil. Einen Umgang mit dem Dunklem zu pflegen und Berührungsängste abzubauen halte ich für Seelenhygiene, vom Kind auf. Kein Mensch ist nur gut oder nur böse. Wir haben alle unsere dunklen Seiten – den Schatten. Ihn zu zeigen macht uns nur ehrlicher.
Übrigens, der 31. Oktober wurde von Wissenschaftlern zum Tag der dunklen Materie ernannt, die das gesamte Universum durchdringt, die ganzen 95% von ihm ausmacht und dabei völlig unsichtbar bleibt, beachtlich! Da verdient so eine gewaltige Kraft tatsächlich ein wenig unserer Beachtung, oder?
Wie geht es euch mit dem Spuken und Gruseln?
Mit Widersprüchen leben lernen.
Neulich sagte meine Tochter etwas, was mich sehr erfreut hat. Wir saßen beim Abendessen am Tisch, als sie sagte: “Mama, alles, was du kochst, schmeckt lecker, auch wenn ich es manchmal nicht essen mag.” Uff, erstmal danke für das Kompliment! Tatsächlich bin ich jedes Mal enttäuscht, wenn mein Gekochtes nicht mit “Hurra!” begrüßt wird, sondern mit einem eher skeptischen Gesichtsausdruck. Und immer mit Spagetti oder Pizza auf Nummer sicher zu gehen möchte ich auch nicht. Nun kommt aber das Kompliment und die Ablehnung im gleichen Satz serviert. Ein Widerspruch? Für sie war es keins. Ihre Worte flogen über die Lippen mit Leichtigkeit und Witz.
Wir Erwachsene getrimmt auf die lineare Logik fragen uns vielleicht: “Wenn das Essen lecker schmeckt, warum magst du es dann nicht essen?” Ergibt es keinen Sinn? Ich habe nur innerlich gelächelt und nicht weiter nachgehakt. Ich wollte sie auf nichts festnageln. Widersprüche sind okay. Ich muss sie nicht verstehen und schon gar nicht auflösen.
In diesem kleinen Satz spürte ich, dass die Welt für sie nicht nur aus schwarz und weiß besteht, es gibt nicht nur vor oder zurück, richtig oder falsch, dagegen subtile Zwischentöne, Vielschichtigkeit und Spannung. Die Liebe und die Ablehnung müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Sie kommen so oft Hand in Hand. Kennt ihr das auch? Welche Widersprüche erlebt ihr so im Alltag? Fällt es euch schwer, sie auszuhalten?
Inga Erchova ist Dipl.-Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin und dreifache Mutter. Erfahre mehr über sie und ihre Arbeitsweise…
Mein Buch
Psychotherapie am Telefon oder über Skype
Nicht immer müssen wir mit dem Therapeuten im gleichen Raum sein. Das Telefon bietet den Vorteil, dass man in vertrauter Umgebung eigener vier Wände bleibt und sich dadurch besser öffnen kann. Bei einer Sitzung über Skype vergisst man oft die räumliche Distanz und einige Zeitzonen Zeitunterschied.
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