Mein Buch als Hardcover und E-Book war zu dem Zeitpunkt bereits eine Weile auf dem Markt, als eine Leserin namens Irina Schott Kontakt zu mir aufnahm. Sie hat berichtet, wie viel das Buch in ihr ausgelöst hat, Heilungsprozesse in Gang gesetzt, Reflexion angeregt und die Beziehung zu ihren Kindern und zu sich selbst vertieft hat. So kamen wir miteinander ins Gespräch und den regen Austausch. Es kam heraus, dass sie genau so wie ich russische Wurzel hat, ihr Mann und die zwei Kinder nennen Deutschland ihre Heimat. Sie singt leidenschaftlich in der Freizeit und betreibt einen Podcast zum Thema Selbsterkenntnis.Es folgte ein Interview für Ihr Podcastkanal. Ich erinnere mich, dass wir beide so ins Gespräch vertieft waren, dass wir fast vergessen hatten, dass wir an einer Produktion dran sind. Wir konnten ewig weiterreden.
Bald kam die Erkenntnis, dass ein Hörbuch für Mütter doch viel zugänglicher wäre als ein Lesemedium, denn Mütter sind lange mit dem Kinderwagen unterwegs, tragen ihr Baby stundenlang auf dem Arm, sind mit der Hausarbeit beschäftig oder bei der langwierigen Einschlafbegleitung an das Bett gefesselt – es sind alles Situationen, in denen sie das Hörbuch hören könnten. Mein Verlag wollte jedoch die Hörbuch-Produktion nicht auf sich nehmen und so kam Irinas Vorschlag, dass sie doch das Hörbuch selbst aufnehmen könnte. Ich stimmte dankbar zu. Die Selbstproduktion wurde beschlossen.
Uns beiden war zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, wie viel Arbeit es bedeuten wird. Das Buch ist knapp 400 Seiten lang. Irina startete enthusiastisch mit den Aufnahmen. Immer wieder kam es zu längeren Pausen, wenn ihre Kinder oder sie selbst krank war oder wenn ihre Stimme angeschlagen war. Es ging nur langsam voran. Es dauerte ca. zwei Jahre, bis das Buch komplett aufgesprochen worden war. Juhu, dachten wir. Doch damit war es nicht getan. Die Bearbeitung der Sounddateien ist auch ein wichtiger und langer Prozess.
Es ging von da noch langsamer voran. Die Menge an Arbeit war schier erschlagend und neben des Vollzeitjobs und zwei Kindern nicht zu bewältigen. An einem Zeitpunkt merkte ich, dass wir professionelle Hilfe brauchen. Ich habe auf Empfehlung einer Freundin den Berliner Hörbuchverlag kontaktiert, der zum Glück bereit war, die angefangene Arbeit zu Ende zu bringen. Er hat jedoch bemängelt, dass die Aufnahmen ja nicht von einem Profi gemacht worden sind und, oh Schreck, sogar mit Akzent klingen. (Tatsächlich hat Irina einen leichten Akzent, ähnlich wie ich. Wir leben zwar beide schon sehr lange in Deutschland und beherrschen die Sprache gut, der kleine Restakzent ist jedoch nicht mehr wegzubekommen.) Was machen wir nun? Ich habe beschlossen, die Aufnahmen so zu nehmen, wie sie waren und das Beste daraus zu machen. Der Hörbuchverlag hat die Dateien professionell bearbeitet und einzelne Kapitel und Übergänge mit Musikeinlagen untermauert. Ich finde, es macht das Hörbuch zu einem wirklich schönen und authentischen Erlebnis.
Ende 2023, nach über drei Jahren Arbeit, war es endlich so weit und das Hörbuch ist life gegangen. Ich empfehle es jeder Mutter und in dieser Form ist es leicht zugänglich. Das Buch beinhaltet neben dem gesprochenen Text und Musikpausen auch Einlagen zu Meditation oder Reflexion, die de Wirkung und den heilenden Effekt verstärken.
Beenden möchte ich mit der Rezension einer Leserin, die anonym bei Amazon hinterlassen worden ist. Diese Rezension spiegelt wie keine andere genau meine Intension, mit der ich das Buch geschrieben habe, wieder: „Das Buch öffnet Mutteraugen und Herzen, ermutigt und tröstet. Eine Bewegung die unsere Gesellschaft braucht, eine Erinnerung an unsere Instinkte, Ängste & Kräfte, ein Buch das hoffentlich weite Kreise zieht. Danke, liebe Inga Erchova.“ – Sehr gerne ❤️!
Diese dänische Kinderserie platzt wie eine Wasserbombe inmitten der politisch korrekten Gender neutralen Landschaft der Kinderunterhaltung und lässt uns verdattert aus der Wäsche gucken. So recht auf Anhieb wissen wir nicht, was wir von ihr halten sollen. Sie heißt, frei auf deutsch übersetzt, Peter Pillermann (original John Dillermand) und handelt von einem Mann, der mit seinem Welt längsten Penis so einiges anstellen kann. Die Serie richtet sich an Kinder im Alter von 4 bis ca. 8 Jahren und ist in einer recht primitiven Stop-Motion Art produziert.
Der Penis von John kann sich sowohl selbständig machen und so manchen Unfug anstellen, als auch die Welt retten; er ist sowohl ungezogen als auch eine Superkraft. Rein optisch sieht er eigentlich eher wie ein Schwanz aus, kann sich endlos ausdehnen und dann wieder ganz unauffällig in der Badehose verschwinden. Er ist sowohl peinlich als auch bewundernswert. Sein Besitzer ist ein erwachsener Mann mit Schnurrbart und Bauchansatz, läuft stets im Badeanzug herum und lebt bei seiner Oma.
John Dillermand
Psychoanalytiker hätten in der Serie einiges zu finden, woran sie sich reiben könnten – angefangen vom Penisneid, unerfülltem Sexualleben des erwachsenen Mannes, der strengen Gestalt der Oma oder der Eigenständigkeit des männlichen Gliedes.
Doch einen Normalsterblichen erwischt die Serie tatsächlich kalt, denn wir können keine klare Meinung dazu bilden. Wir können sie weder gut noch schlecht finden. Geschichten sind sowohl skurril als auch witzig, lassen uns lachen und gleichzeitig den Kopf schütteln. Man fragt sich, ist es wirklich wahr, was ich da sehe? Ja, eins ist die Serie auf jeden Fall – mutig – in der Idee, in der Ausführung und im Beschluss zum Ausstrahlen, und zwar auf dem dänischen öffentlich rechtlichen Sender DR. Das wäre im deutschen Fernsehen schier undenkbar gewesen.
Ich erinnere mich, dass ich mich schon immer auf unseren Ferien in Dänemark darüber erfreut habe, wie anders – freier, ungezwungener und gefühlt näher an den Kindern – die dänische Kinderunterhaltung war. Ich denke da nur an das Ins-Bett geh-Programm auf dem Kindersender Ramajang. Sie zeigte keine einlullende, in Watte gepackte Welt, sondern ein Monster im Wald, der gerufen hat, dass er Kinder fressen will und gleich dich holen kommt. Ich war sprachlos und irgendwie befreit. Da, auf dem Bildschirm war das Monster weit weniger bedrohlich, als im eigenen dunklen Zimmer oder noch schlimmer in eigener Vorstellung. Veräußert sind Dinge weit weniger bedrohlich, als in den Tiefen unserer Seele. Das, was uns Kummer macht, ist das Unausgesprochene, Unbewusste, Ungreifbare und Diffuse. Das, was vom Bildschirm auf uns herab prasselt, können wir leicht in den Griff bekommen. Und ist nicht genau das die Aufgabe der Unterhaltung, das Diffuse der Seele greifbar zu machen?
Dass es solche Räume des Romspinnens und freier Aussprache im dänischen Fernsehen gibt, fern und frei von den verbissenen Diskussionen der Erwachsenen, ist ein Segen, um den man die Dänen beneiden kann. Und ihre Kinder gleich mit.
(Regisseur Marvin Kren. Autorin der Rezension Inga Erchova)
Dieser Netflix-Vorschau hat mich sofort gefesselt: Freud! – eine Ikone, der Vater der Psychoanalyse, für mich als Psychotherapeutin mein geistiger Vater. Kein Wissenschaftler hat für so viel Aufsehen gesorgt, Spaltung der Geister produziert, wurde bewundert und belächelt, gefeiert und geschmäht, kontrovers diskutiert oder durch den Dreck gezogen wie er. Seine Entdeckung des Unbewussten schätze ich nicht keiner ein als die Entdeckung, dass die Erde rund ist: Etwas zu entdecken, was man nicht direkt sehen oder ertasten kann, was man nur in seiner Vorstellungskraft erahnen kann, so schafft man einen Sprung im Bewusstsein.
Meine Erwartung an die Serie war daher, dass sie die Denkrevolution Freuds eindrucksvoll in Szene setzt und die Figur des Pioniers wie ein Ölgemälde ausmalt. Aber was war Freuds Verdienst eigentlich genau?
Revolution, die Keiner wahrhaben will.
Manche Entdeckungen feiert die Menschheit und nutzt sofort für sich, und durch andere fühlt sie sich aus der Bahn geworfen und bedroht. Nicht verwunderlich, dass die Letzten auf mächtigen Widerstand stoßen.
Dass die Erde nicht der Nabel der Welt war, sondern nur eins von vielen Satelliten der Sonne, war eine Kränkung für die Menschheit, die Kränkung für das Ego und ein Riss durch das Selbstbildnis als die Krönung der Schöpfung.
Die Entdeckung des Unbewussten durch Freud war eine ähnliche Kränkung für die Menschheit und erneuter Angriff auf ihren Anspruch, der Nabel der Welt zu sein. Auch hier mussten wir uns die Schwäche eingestehen, dass das Gehirn nicht alles erklärt, dass wir nicht alles über uns wissen und dass wir nicht einmal die Herren im eigenen Zuhause sind. Auch das schmerzt und stößt auf massiven Widerstand. Doch er hielt Freud nicht auf.
Die Aufarbeitung in der Serie.
Zum Auftakt der Serie versetzt Freud mit seiner rebellischen Darstellung des Unbewussten die Wissenschaftswelt in Aufruhr: „Ich bin ein Haus, darin ist dunkel. Mein Bewusstsein ist eine schwache Kerze, die im Wind flackert, mal dahin, mal dorthin. Der Rest bleibt im Dunklen. Aber sie sind da: die Treppen, die Gänge, dunkle Zimmer, Geister, die darin wohnen. All das ist immer da und es lebt, es wirkt, es macht uns Angst.“
Damals suchte man nach Ursachen für Leiden jeglicher Art im Körper und Organen, und behandelte nur diese. Jenseits des Fassbaren zu schauen, war sprichwörtlich unfassbar. „So einen Schwachsinn will ich mir nicht länger anhören“, – klang aus den Reihen, – „Meint er das ernst?“ Vielleicht gerade diese Verleugnung des Seelischen jenseits der Materie hat zu der Zeit den fruchtbaren Boden bereitet für den Okkultismus und die dunkle Magie, verkörpert durch das ungarische Grafenpaar Sapare und ihre Ziehtochter Fleur. Nur Freud konnte einen Zugang zu ihnen finden und sie ihrer dunklen Macht entziehen. Irgendwo sprachen sie die gleiche Sprache.
Die Serie Freud ist keine Biografie und auch keine aufklärende Doku. Die Serie ist ein Geflecht aus Menschenschicksalen, Lebenswegen, die sich kreuzen und wieder auseinandergehen, von Menschen, die sich im dunklen Haus ihres Bewusstseins verirren und einen Ausweg suchen. Freud ist oft nur als stiller Beobachter im Hintergrund dabei, dessen Forschungsdrang ihn vor keiner gefährlichen Situation zurückschrecken lässt.
Das Haus als Metapher des Bewusstseins zieht wie ein roter Faden durch die Serie durch. Wir sehen viele Häuser, spärlich beleuchtet, mit Gängen und Treppen, von Geistern bewohnte Räume, wo man seinen eigenen Abgründen begegnet und gegen sich selbst kämpft. Dazu bietet das alte Wien die perfekte Kulisse.
Der Fokus der Serie liegt dennoch eindeutig auf der Unterhaltung und es werden dazu alle Register der Spannungsaufbau gezogen – Zweikämpfe, spritzendes Blut, Leichen und Labyrinthe. Die volle Klaviatur der Gruseleffekte wird angespielt inklusive des Ohrwurms einer Klaviermelodie, mit der im Kopf ich am nächsten Morgen aufwachte. (Diese Ohrwurm-Melodie hörte ich übrigens eines Abends plötzlich durch die Wand von nebenan, als meine Nachbarn die Serie ebenfalls geschaut hatten. Aber wie schaurig es doch war, denn dem Freud passierte das Gleiche – die Melodie kam aus dem Nebenraum zu ihm.)
Die Figur Freuds und der Hauptdarsteller.
Der Hauptdarsteller Robert Finster (der Nachname!) zeichnet ein sympathisches und glaubwürdiges Bild des jungen Freud – sensibel, getrieben und doch integer, tiefgründig mit fesselndem Blick. Sein Holzfäller-Bart wirkt fast schon zeitgemäß und für mich persönlich ein Hingucker ;-P Die vielen Gesichter Freuds werden mit unterschiedlichen Namen angesprochen: Für die Mutter ist er der große Sigismund, für Freunde und die Verlobte – der Siggi, der Vater und der Kumpel nennen ihn salopp Schlomo (fast ein Akronym für Schalom).
Obwohl man ihn mit Doktor Freud anspricht und so manche körperlichen Wunden behandeln lässt, so ist er kein Arzt, der Rezepte verschreibt. Mit Freud ist eine neue Art von Doktor geboren: Als Psychoanalytiker ist er ein Detektiv, Profiler, Forscher, furchtloser Kartograf des unbekannten Terrains. Er stemmt sich gegen gewaltigen Widerstand seitens der Kollegen, der Klinikleitung bis zu den kaiserlichen Generalen und dem Kaiser selbst. Nur einer steht bis zum Schluss zu ihm und bleibt eine Mischung aus Freund und Patient – der Polizeiinspektor Kiss. Er konnte die Freuds Denkweise am ehesten noch verstehen und sich zunutze machen. Ihr Handwerk ist ja auch ähnlich.
Freud wird noch ganz am Anfang seiner Karriere gezeigt und oft als Scharlatan abgetan. Doch „die Welt wird eine andere sein“, so prophezeit ihm seine Verlobte. „Deine Zeit wird kommen, Freud, so oder so“, sagt zu ihm der Inspektor Kiss, als Freud sein Buchmanuskript auf die Anordnung des Kaisers Zähne knirschend verbrennt. Es gab also Menschen, die an ihn glaubten.
Und, können wir aus heutiger Zeit bestätigen, dass es so gekommen ist, dass sich Freuds Denkweise in den Massen durchgesetzt hat? Nein, wohl eher nicht. Nur eine kleine Gruppe der Menschen lebt im Alltag mit diesem Weltbild. Das Establishment inklusive der Regierung, der Wirtschaft und der Medien geht immer vom „rationalen“ Menschenbild aus – der Mensch, der alles über sich weißt und mit dem freien Willen sein Leben steuern kann. Wir glauben immer noch, dass uns die messbare Materie die einzig glaubwürdige Sicherheit vermittelt, also mit anderen Worten, dass die Erde flach ist.
Wichtige Message zum schicksalhaften Zeitpunkt.
Die Serie Freud ist eine Einladung, uns die verdrängte Entdeckung erneut anzuschauen und uns die Macht des Unbewussten in uns zu vergegenwärtigen. Das Timing dazu konnte nicht besser gewesen sein – als die ganze Welt angesichts eines Symptoms den Atem anhält. „Pass auf, was du dir wünscht, es könnte in Erfüllung gehen“, – pflegen wir uns zu sagen. Hand aufs Herz, haben wir uns nicht schon immer mal eine Pause vom Hamsterrad gewünscht? Na, bitte schön!
Es ist überfällig, dass wir alles, was mit uns geschieht, nicht als Zufall betrachten, sondern als etwas, was zu uns gehört, ob wir es verstehen oder noch nicht. Symptome sind eben nur das, was sie sind – Symptome und nicht das Problem selbst. Sie sind ein Hinweis auf etwas, was wir noch nicht sehen, nicht realisieren, nicht verstehen, eine Einladung zum Forschen und Begreifen.
„Die Macht des Unbewussten bedeutet, dass wenn man sich etwas unbewusst wünscht, bekommt man es im Guten wie im Schlechten. Oder anders ausgedrückt: Was aus einem geworden ist, in Wirklichkeit sein tiefster Wunsch war.“
Freud lehrt uns zu akzeptieren, dass die Welt hinter dem Horizont weitergeht, auch wenn wir es nicht sehen können. Auch die Welt unserer eigenen Seele ist größer, dunkler und unbekannter, als wir nur erahnen mögen. Er lehrt uns zu akzeptieren, dass wir nicht alles messen oder anfassen können, dass es Kräfte gibt, die wir nicht mit einer Formel berechnen können, die aber deswegen nicht weniger real sind und nicht weniger mächtig.
Wir alle sind getrieben und zerrissen, kämpfen gegen uns selbst und stapfen im Dunklen. Doch wenn wir unsere Dämonen nicht länger bekämpfen, sondern diese als Teil von uns annehmen – als Energiequelle, als Kraft und Feuer – dann werden wir erst zu dem, was wir gemeint waren zu werden.
Erst dann ist die Therapie abgeschlossen. „Der Nächste, bitte.“