von inga | Jun 24, 2022 | Allgemein, Medien, Väter
Dieser Kurzbericht erschien in unserer lokalen Zeitung Flensburg Avis und bestätigte prompt auch meine persönliche Beobachtung: Es rufen mehr Männer an und suchen psychologische Hilfe als früher. Es ist ein sehr gutes Zeichen, denn Männer leiden nicht weniger, haben aber oft höhere Hemmschwelle, seelische Probleme anzusprechen. In Statistiken zu Suiziden, Spielsucht, Alkoholismus, Obdachlosigkeit oder Burnout sind Männer überrepräsentiert. Das ist die traurige Schattenseite der Leistungsgesellschaft, in der Männer an der Leistungsfront glänzen müssen, massiv unter Druck geraten und keine Schwäche zeigen dürfen.
Seelische Themen zu behandeln ist aber auch für Männer heute wichtiger denn je. Ich freue mich über diese Trendwende und biete meine Sprechstunden selbstverständlich auch männlichen Klienten an. Nur wer mit sich im Reinen ist, kann in heutigen rasant wandelnden und unberechenbaren Zeiten bestehen. Nichts hat man sicher, außer sich selbst.
Mehr Männer bei Psychologen
von inga | Okt 16, 2020 | Allgemein, Erziehung, Familie, Väter
Heute schreibe ich über die Person der Stunde – die Person, die im Jahr der Pandemie verstärkt ins Rampenlicht geraten ist – über Bill Gates bzw. über ihn und seinen Vater, der ebenfalls Bill Gates heißt, wusstet ihr das? Der Letzte ist vor Kurzem im Alter von 94 Jahren gestorben, und zum Anlass seines Ablebens erschien bei Spiegel ein Artikel und ein Foto vom Vater und dem Sohn. Das Foto weckte mein Interesse und lenkte meine Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf das Verhältnis zwischen den beiden. Wie war die Beziehung zwischen ihnen? Was treibt diese Menschen an? Hat die Persönlichkeit des Sohns und seine Welt umspannenden Ambitionen etwas mit seinem Vater zu tun? Selbstverständlich müssen sie das. Und so machte ich mich auf die Suche mit vielen Fragen im Kopf.
Leider fand ich nur floskelhafte, zurecht gekämmte, nichts sagende Passagen und Parolen über die Weltverbesserung, selbstloses soziales Engagement und Ähnliches. Ich weiß sehr wohl, dass das, was wir öffentlich als unsere Motivation anpreisen, nie der Wahrheit entspricht, auch wenn die Person es selber sogar glaubt. Die wahren Beweggründe unseres Verhaltens sind immer die anderen: Sie rühren aus der Kindheit, wenn wir um die Liebe unserer Eltern gerungen haben, mit ihnen mitlitten, wenn wir ihnen das Leiden abnehmen wollten oder uns um sie gekümmert hatten, als wären wir die Erwachsenen, verzichtend dabei auf unsere Unbeschwertheit. Jeder hat da seine ganz persönliche Geschichte und ganz persönliche Wahrheit. Das, was uns heute antreibt, liegt nicht im Heute, sondern im Damals, und dieses „Damals“ von Bill Gates hat mich interessiert. Und diese persönliche Wahrheit war im Netz nicht zu finden. Ich konnte sie nur mit dem Auge eines Detektives durch das Erscheinungsbild oder Körpersprache der beiden aufspüren.
„Das Geheimnis der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren“, – sagte einmal Oscar Wilde. Wir können uns somit nicht verstecken und sind für alle sichtbar. Mann muss dieses Sichtbare bloß lesen können.
Das erste Foto mit den Beiden im Spiegel erzählte bereits Bänder. Es war dieses hier. (das Foto musste aus urheberrechtlichen Gründen entfernt werden. Bitte googeln Sie selbst auf Spiegel online.)
Ein Patriarch und ein Spund. Selbst in seinem fortgeschrittenen Alter wirkt der Sohn wie ein kleiner Junge, leicht geduckt, als müsste er sich unter Beweis stellen. Und der Vater schaut gnadenvoll und anerkennend auf seinen Sprössling herunter. Was das erste Foto jedoch kaschiert, verraten andere – es ist der gewaltige Größenunterschied zwischen ihnen. Auch im Alter von 94 Jahren wirkt der Vater wie ein Riese (er muss inzwischen ca. 5 cm geschrumpft gewesen sein) und ist fast einen ganzen Kopf größer als sein erwachsener Sohn. Wie muss dieser im wahrsten Sinne des Wortes übergroße Vater auf den jungen Sohn gewirkt haben? Er muss auch im Erwachsenen Alter zu ihm hinaufschauen und kann nie auf die Augenhöhe mit ihm kommen.
Bezeichnend: Die beiden Herren heißen gleich: William (Bill) Gates. Um die beiden zu unterscheiden, fügt man Sr. oder Jr. hinzu. Doch auch das ist nicht wirklich korrekt. Der Vater heißt William Gates II und der Sohn – William Gates III. Eine Dynastie also, dessen Begründer William Gates I völlig unerwähnt bleibt. Selbst das allwissende Internet verrät über ihn nichts!
Und Gates Mutter? Recherchen ergeben eine Banker-Tochter, sehr engagiert in sozialen Projekten, die sie in führenden Positionen ehrgeizig vorangetrieben hat. Offenbar sehr beschäftigt. Über ihre mütterlichen Qualitäten lässt sich nichts erfahren. Ein Hinweis gibt uns jedoch die Diagnose Brustkrebs, an dem sie verstorben ist. Sie Symptomdeutung würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Ich kann nur sagen, dass ich eine stärkere Verbindung zum Vater spüre als zur Mutter. Der Vater wirkt wahrlich wie ein Leuchtturm. So ist meine Empfindung.
Bill Gates Jr. Abschiedsrede zum verstorbenen Vater muss man deuten wie ein Arbeitszeugnis, in dem alles positiv formuliert werden muss. Wir nehmen uns diesen Auszug hier vor: „He always pushed me to try things I hated or didn’t think I could do (swimming and soccer, for example).“ Es zeichnet ein Bild des dominanten Vaters, der keine Rücksicht nimmt auf die sensible und weiche Natur seines Sohnes. Wahrscheinlich war der Junior in solchen zum Kampf auffordernden Situationen überfordert, buchstäblich ins kalte Wasser geworfen; vermutlich fühlte er sich wie ein Versager, der nie Erwartungen seines Vaters erfüllen kann. Diese zwei Fotos bebildern dieses Muster eindrucksvoll: Auf dem ersten Bild redet der Vater auf den Sohn von oben herab ein, der Sohn schaut nicht direkt zu ihm, sondern flüchtet mit dem Blick, weicht aus, sucht die Weite, scheut den Augenkontakt und direkte Konfrontation.
Auf dem zweiten Bild sehen Beide sichtlich bedrückt aus. Eine imaginäre Sprechblase würden hier sagen: „Sorry Dad, ich habe dich wieder enttäuscht.“
Das alte, kindliche Gefühl, nicht zu reichen, nicht genug zu sein, hört nie auf. Es ist mit einem exorbitanten Vermögen nicht zu erlöschen, mit dem Welt umspannenden Erfolg nicht ins Gegenteil zu führen. Es sitzt in den Knochen, tief unter der Haut, es ist im Fundament des ganzen emotionalen Gebäude vergraben und wirkt daraus wie eine permanente Gefahr. Das Haus steht nie stabil und sicher, sondern am Hang, im Erdrutschgebiet oder auf dem Erdplattenriss. Das Gefühl bereitet ungemeine seelischen Schmerzen und drängt nach Heilung.
Vom Adler haben wir das Prinzip der Überkompensierung gelernt – wenn aus einem gefühlten Defizit durch ungemeine Anstrengung und Mobilisierung aller vorhandenen Ressourcen eine fast schon Superkraft entstehen kann. „Die Welt ist nicht genug“ könnte man getrost als Gates Lebensmotto schreiben. Mit seinem Betriebssystem hat er bereit einmal die Welt erobert. Doch er will noch mehr – mit winzigen, genmanipulierten Organismen ganz unter die Haut der Menschen gelangen, ins Blut und bis hin zum Herz. Was für ein Wunsch! Will er so unbewusst zum Herzen seines Vaters durchdringen?
Der Sohn Bill Gates III, schrieb eins: „Wenn dich nächstes Mal jemand fragt, ob du der echte Bill Gates bist, sage ihm, dass du die Summe all der Dinge bist, die der andere sein wollte. (“The next time someone asks you if you’re the real Bill Gates, tell them you’re all the things the other one strives to be.” Gatesnotes.com)
Man kann aber nie jemand anderer werden als man selbst. Es ist Fata Morgana. Und dieser größte Schatz der Welt, sein eigenes Leben unter seinem eigenen Namen zu leben, blieb dem noch so mächtigen und reichem Menschen gestohlen.
von inga | Feb 10, 2017 | Elterncoaching, Erziehung, Kinder, Mutter-Kind-Beziehung, Väter
Vielleicht haben Sie das Gefühl, den Draht zum eigenen Kind verloren zu haben. Vielleicht verstehen Sie es nicht mehr oder fühlen sich von ihm nur noch angenervt. Vielleicht wird die Kluft zwischen Ihnen immer größer und eine „schwierige Phase“ nimmt kein Ende? Dann ist es an der Zeit, ein Gespräch mit dem Therapeuten zu suchen und die Sorgen und Zweifel anzusprechen.
Im Laufe der Arbeitsjahre bin ich zum Schluss gekommen, dass jedes Eltern-Kind-Paar einzigartig ist und besondere Bedürfnisse hat, daher habe ich aufgegeben, nach Der perfekten Arbeitsmethode zu suchen, die zu allen passt. Jemand hat zu Recht gesagt, dass wenn man nur einen Hammer zur Verfügung hat, dann sieht jedes Problem wie ein Nagel aus. Daher habe ich mir einen ganzen Werkzeugkasten – ein reiches Repertoire an therapeutischen Methoden – zurechtgelegt. So können wir uns zunächst einmal kennenlernen und dann aus diesem Werkzeugkasten die passenden Werkzeuge heraussuchen, die der Aufgabe gerecht werden.
Sitzungen können abwechselnd mit nur Eltern, nur Kindern oder im Paar stattfinden.
Folgende Arbeitsmethoden stehen uns zur Verfügung:
- Rekonstruktion persönlicher Lebensgeschichte (Biografia Humana nach Laura Gutman, Argentinien). Systemischer Blick auf das Familiengeschehen durchleuchtet das Rollengeflecht in der Familie und hilft zu verstehen, dass unsere „Problemkinder“ oft nur das Sprachrohr des Familiendramas sind. Wenn den Eltern dieses Drama bewusst wird, befreit es unsere Kinder von dieser lästigen Aufgabe und entlastet die ganze Familie.
- Familienaufstellung (mit Playmobil-Puppen) knüpft an dem Systemischen Ansatz an und visualisiert das Familiendrama eindrucksvoll. Uns fallen wie die Schuppen von den Augen, wenn wir es „schwarz auf weiß“ vor uns sehen. Wir geraten ins Wirkungsfeld einzelner Familienmitglieder, verfolgen Kommunikationswege, sehen unseren Platz in der Familienkonstellation und können diesen sogar verändern.
- Traumarbeit mit Kindern. Kinder leiden oft an Albträumen und haben deswegen Schwierigkeiten, abends ins Bett zu gehen. Wir können zusammen mit Ihrem Kind die „Monster“ visualisieren, mit ihnen reden und eine freundliche Bekanntschaft machen. Vielleicht entpuppen sie sich ja als ziemlich süße Monster-Freunde. Gleichzeitig nehmen die Eltern die Botschaft des Traumes als Warnsignal zum Familiengeschehen ernst.
- Arbeit mit dem inneren Kind. Am Anfang war alles und in jedem Augenblick unseres Lebens ist unsere Kindheit präsent. Alles, was noch unerledigt ist, noch schmerzt und gesehen werden will, mischt sich in unsren Alltag und in unsere Beziehungen hinein. Ich habe eine eigene Methode entwickelt und sie „Die Zeitreisen zum inneren Kind“ genannt. Seitdem komme ich aus dem Staunen nicht heraus über ihre heilende Wirkungskraft. Probieren Sie selbst.
- Tanztherapie (derzeit in Ausbildung bei Eurolab in Berlin). Tanz und Bewegung bedienen sich nicht der verbalen Kommunikation, sondern der Weisheit des Körpers. Das Zellengedächtnis vergisst nichts. Unsere Bewegungen sind Ausdruck dessen, was uns innerlich bewegt und was man nicht in Worte fassen kann. In der Mutter-Kind-Tanztherapie erleben wir die bewegte Beziehung und finden körperlich und seelisch zu einander.
- “ Jedes Kind ist ein Künstler“, sagte Picasso, weil Kinder sich nicht für die Bewertung interessieren, sondern die Kunst als reines Ausdrucksmittel nutzen und schöpferisch nach außen kehren, was innen ist. Und wenn es einmal draußen ist, dann tut es innen nicht mehr so toll weh. Lassen Sie mich mit ihrem Kind zusammen malen und wir erfahren, was es beschäftigt.
- Darüber hinaus gibt es noch therapeutisches Spielen mit Kindern, Hängetuch-Therapie, Rollenspiele oder Emotionstheater.
von admin | Jan 16, 2017 | Artikel, Mutter-Kind-Beziehung, Väter, Wochenbett
Sind die Eltern im Wochenbett austauschbar?
In meiner Nachbarschaft sehe ich seit einiger Zeit des öfteren einen Mann, der mit dem Kinderwagen durch die Straßen zieht, bei jedem Wetter zur gleichen Uhrzeit. Manchmal schallt aus dem Kinderwagen verzweifeltes Schreien des Babys, worauf der Vater mit noch zügigeren Schritten und ernsterem Gesichtsausdruck reagiert. Manchmal sitzt er draußen im Cafe und gibt dem Baby die Flasche. Er sieht dabei in die Ferne und sein Gesichtsausdruck sagt mir „Was mache ich hier eigentlich?“. Ich spekuliere, dass es ein Vater in der Elternzeit ist, sehr früh nach der Geburt seines Babys.
Ich höre die protestierenden Stimmen der Leser, die behaupten, dass der Vater für das Baby doch mindestens genau so gut sei wie die Mutter und dass es doch keinen Unterschied mache, solange sich jemand um das Baby kümmert. In einer modernen Familie sind die Aufgaben sowieso gleich verteilt. Es wäre sexistisch oder altmodisch zu behaupten, dass der Vater nicht gut genug für den Säugling wäre. Was ist daran wahr und was sind die Vorurteile unserer Zeit? Sind die Mutter und der Vater tatsächlich austauschbar? Merkt das Baby überhaupt, ob er bei der Mutter oder bei dem Vater ist und macht es für ihn überhaupt einen Unterschied.
Die Gleichberechtigung ist heute ein wichtiges Thema in der Berufswelt, Politik oder Gesellschaft. Wir fordern mehr Frauen in den Vorständen, den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit, die gleichen Aufstiegschancen oder Bildungsmöglichkeiten für die beiden Geschlechter. Sollten wir nicht in den eigenen vier Wänden genau so gleich und gleichberechtigt sein wie da draußen? Und das ist genau der kritischer Punkt: Wir verwechseln die Gleichberechtigung mit dem Gleich-sein. Ja, der Mann und die Frau haben gleiche Rechte, sie sind aber nicht gleich, d.h. nicht identisch im Körper, in der Seele und nicht in ihrer Beziehung zum Nachwuchs. Irgendwie haben wir Angst, einen Unterschied zu sehen, weil “unterschiedlich sein” setzen wir gleich mit “unterschiedlich gut sein”. Es ist jedoch nichts als ein Denkfehler. Für das Baby sind die Mutter und der Vater nicht identisch in ihren Aufgaben und in ihrer Beziehung zum Neugeborenen.
In den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt haben die Mutter und ihr Baby eine fast schon telepathische Verbindung. Diese Verbindung ist für das bloße Auge unsichtbar, doch jede Mutter, die sich auf die veränderte Wellenfrequenz des Wochenbetts einlässt, spürt sie. Die Geburt trennt zwar die Körper der Mutter und ihres Babys, doch die seelische Abnabelung verläuft bei weitem nicht so schnell. Sie ist lang und graduell und kann sich bis zum Ende des zweiten Lebensjahres des Babys erstrecken. Bis dahin bleiben die beiden seelisch gesehen noch ein Ganzes, als würde eine Seele in zwei Körpern leben. Die Mütter fühlen sich ohne ihre Babys nicht komplett. Das gleiche erlebt das Baby, nur noch viel extremer – ohne seiner Mutter kann das Neugeborene nicht existieren, nicht leben und nicht sein. Nur an der Seite seiner Mutter fühlt es sich sicher und vollständig. Ein Neugeborenes ist nicht einfach nur ein Objekt, das man versorgen muss wie eine Topfpflanze. Ein Neugeborenes lebt in der Seele seiner Mutter und ohne sie fühlt es sich verlassen, auch in den Armen seines Vaters. Die Aufgabe des Vaters besteht daher nicht darin, die Mutter zu ersetze, sonder die Mutter nach Kräften zu unterstützen, damit sie genug Kraft hat, führ ihr Kind zu sorgen.
Diese Aufgabe des Vaters ist nicht weniger wichtig, ganz im Gegenteil. Ohne seine Unterstützung verzweifelt die Mutter manchmal ohne richtigen Grund, was oft Verwunderung der Angehörigen verursacht. Was soll daran schon schwierig sein, für ein Neugeborenes zu sorgen? Leider sind wir gewohnt, nur mit den Augen zu sehen und registrieren und das, was die Mutter tatsächlich tut. Was wir jedoch nicht sehen ist die enorme Verantwortung auf ihren Schultern, ununterbrochen für das Leben ihres Babys verantwortlich zu sein, denn ohne sie ist es nicht überlebensfähig. Alle ihre seelischen Ressourcen sind auf das Neugeborene gerichtet – sie fühlt mit, versucht zu entziffern, was es gerade braucht, sie wiegt, nährt, trägt und weint mit, wenn das Baby nicht zu beruhigen ist.
Moment mal, fragt vermutlich der Leser, tut der Vater nicht das Gleiche, wenn er die Elternzeit nimmt? Er tut vielleicht das Gleiche, aber er fühlt nicht das Gleiche. Er bleibt emotional reserviert, denn er teilt seine Seele nicht mit ihrem Kind, wie es die Mutter tut. Er bleibt die gleiche Person wie vorher, während sie nie wieder die Gleiche sein wird und darauf muss sie erstmal klar kommen. Nicht nur der Körper des Vaters ist im Gegensatz zur Mutter unversehrt geblieben, auch seine Seele erleidet keinen Bruch. Und das ist gut so, denn so behält er die emotionale Stabilität und die Verwurzelung in der konkreten Welt, während die Mutter in die subtile und für sie völlig neue Welt des Wochenbetts mit ihrem Baby zusammen abtauchen kann. Mit seiner Unterstützung kann sie es sich erst leisten, sich auf die Wellenfrequenz ihres Babys einzulassen und ein wenig so sein wie es – empfindlich, emotional, irrational und unausgesprochen. So versteht sie seine Sprache und schwingt mit ihm mit. Die unten stehende Zeichnung verdeutlicht die wichtigste Aufgabe des Vaters in der neu entstandenen Familie als emotionale Sicherheitsschnur für die junge Mutter. Platztausch wäre hier unvorstellbar, oder?
Illustration Quelle: Puerperios. L. Gutman[/caption]