Diese dänische Kinderserie platzt wie eine Wasserbombe inmitten der politisch korrekten Gender neutralen Landschaft der Kinderunterhaltung und lässt uns verdattert aus der Wäsche gucken. So recht auf Anhieb wissen wir nicht, was wir von ihr halten sollen. Sie heißt, frei auf deutsch übersetzt, Peter Pillermann (original John Dillermand) und handelt von einem Mann, der mit seinem Welt längsten Penis so einiges anstellen kann. Die Serie richtet sich an Kinder im Alter von 4 bis ca. 8 Jahren und ist in einer recht primitiven Stop-Motion Art produziert.

Der Penis von John kann sich sowohl selbständig machen und so manchen Unfug anstellen, als auch die Welt retten; er ist sowohl ungezogen als auch eine Superkraft. Rein optisch sieht er eigentlich eher wie ein Schwanz aus, kann sich endlos ausdehnen und dann wieder ganz unauffällig in der Badehose verschwinden. Er ist sowohl peinlich als auch bewundernswert. Sein Besitzer ist ein erwachsener Mann mit Schnurrbart und Bauchansatz, läuft stets im Badeanzug herum und lebt bei seiner Oma.

John Dillermand

Psychoanalytiker hätten in der Serie einiges zu finden, woran sie sich reiben könnten – angefangen vom Penisneid, unerfülltem Sexualleben des erwachsenen Mannes, der strengen Gestalt der Oma oder der Eigenständigkeit des männlichen Gliedes.

Doch einen Normalsterblichen erwischt die Serie tatsächlich kalt, denn wir können keine klare Meinung dazu bilden. Wir können sie weder gut noch schlecht finden. Geschichten sind sowohl skurril als auch witzig, lassen uns lachen und gleichzeitig den Kopf schütteln. Man fragt sich, ist es wirklich wahr, was ich da sehe? Ja, eins ist die Serie auf jeden Fall – mutig – in der Idee, in der Ausführung und im Beschluss zum Ausstrahlen, und zwar auf dem dänischen öffentlich rechtlichen Sender DR. Das wäre im deutschen Fernsehen schier undenkbar gewesen.

Ich erinnere mich, dass ich mich schon immer auf unseren Ferien in Dänemark darüber erfreut habe, wie anders – freier, ungezwungener und gefühlt näher an den Kindern – die dänische Kinderunterhaltung war. Ich denke da nur an das Ins-Bett geh-Programm auf dem Kindersender Ramajang. Sie zeigte keine einlullende, in Watte gepackte Welt, sondern ein Monster im Wald, der gerufen hat, dass er Kinder fressen will und gleich dich holen kommt. Ich war sprachlos und irgendwie befreit. Da, auf dem Bildschirm war das Monster weit weniger bedrohlich, als im eigenen dunklen Zimmer oder noch schlimmer in eigener Vorstellung. Veräußert sind Dinge weit weniger bedrohlich, als in den Tiefen unserer Seele. Das, was uns Kummer macht, ist das Unausgesprochene, Unbewusste, Ungreifbare und Diffuse. Das, was vom Bildschirm auf uns herab prasselt, können wir leicht in den Griff bekommen. Und ist nicht genau das die Aufgabe der Unterhaltung, das Diffuse der Seele greifbar zu machen?

Dass es solche Räume des Romspinnens und freier Aussprache im dänischen Fernsehen gibt, fern und frei von den verbissenen Diskussionen der Erwachsenen, ist ein Segen, um den man die Dänen beneiden kann. Und ihre Kinder gleich mit.

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