Armin Laschet und die CDU: Ein tragisches Missverständnis.

Es sind nur noch wenige Tage bis zur Stimmabgabe. Trotz aller Prognosen ist der Ausgang der Wahl meiner Meinung nach unvorhersehbar. Das Land ist gespalten, die Stimmung ist aufgeheizt. Viele vertrauen ihre Stimme keinem Wal-o-Maten an oder lassen alle Optionen bis zum Schluss offen.

Ich erinnere mich an die USA-Wahlnacht Trump gegen Clinton und die Überraschung am Ende, an den versteinerten Gesichtsausdruck der Hillary Clinton und auch an den von Trump, der von seinem eigenen Erfolg geschockt war. Daher werde ich den Kandidaten, um den es heute geht, noch nicht abschreiben wollen, just in case. Noch ist alles drin.

Angesichts der fallenden Umfragewerte der CDU wurde Armin Laschet für die TV-Trielle darauf getrimmt, angriffslustiger zu wirken, um den Abwärtstrend zu brechen. Doch seine „Kampfbereitschaft“ wirkte aufgesetzt wie ein Verzweiflungsakt, ähnlich wie das Stampfen von Rumpelstilzchen noch tiefer in den Boden rein. Das besiegelte nur noch seine Verliererposition.

Viel authentischer wirkt er in seiner eigenen Haut als Kümmerer und Menschenversteher in den Momenten, wenn er auf die Opponenten zugehen kann, ihnen zuhört, ihre Argumente ernst nimmt. Dabei gerät er nicht in die Defensive, um nur das eigene Ansehen zu retten, wie es bei Politikern eher üblich ist. Er geht auf Kritiker ein und versteht, wie es den Leuten geht, die mundtot gemacht worden sind.

Eigentlich braucht das Land nach all der Spaltung und verhärteten Fronten genau so einen Vermittler, Versöhner, Versteher. Warum verliert er dann in den Umfragen? Warum schielen die Bürger Richtung dickköpfigen Scholz, der stets zäh und „scholzig“ bleibt, der schnippisch und stur wirkt und sich bei wichtigen Entscheidungen, wie er selber sagt, „nicht reinreden lässt“?

Schon der Name Laschet klingt ein wenig wie Lusche – und das ist die Kehrseite des Kümmerers, die ihm oft angekreidet wird – zu weich, zu gemütlich, zu nachgiebig. Tatsächlich ist er ein Mann mit hohen weiblichen Anteilen, eigentlich sollte das zeitgemäß wirken. Doch das noch herrschende Patriarchat, das allein auf Testosteron setzt, wird für Laschet zum Verhängnis. Er kämpft gegen die Windmühlen und spricht in seinem Werbespot mit Nachdruck „Ich weiß, was Veränderung bedeutet!“ Aber wirkt es glaubwürdig?

Laschet sendet, wenn er darf, die richtigen, integrierenden Signale aus, doch seine Partei ist der falsche Absender dafür. Aus psychologischer Forschung wissen wir, dass Botschaften nicht alleine wirken, sondern immer davon geprägt sind, wer sie ausspricht. Die CDU ist gefühlt der Verursacher der aktuellen Lage, daher kann die CDU nicht auch diejenige sein, die die Lage wieder richtet. Da muss ein anderer kommen, der aufräumt.

Nur ein Gedankenspiel: Wie würde Laschet wirken als Vertreter der SPD, FDP oder den Grünen?

Der Menschenversteher wirkt selbst missverstanden, unterschätzt, fehl am Platz, in die Sackgasse getrieben. Sein gut gemeintes Angebot, das allen so gut tun würde, will niemand haben. Das ist die Tragik des Kandidaten und unserer Zeit.