Neulich sagte meine Tochter etwas, was mich sehr erfreut hat. Wir saßen beim Abendessen am Tisch, als sie sagte: “Mama, alles, was du kochst, schmeckt lecker, auch wenn ich es manchmal nicht essen mag.” Uff, erstmal danke für das Kompliment! Tatsächlich bin ich jedes Mal enttäuscht, wenn mein Gekochtes nicht mit “Hurra!” begrüßt wird, sondern mit einem eher skeptischen Gesichtsausdruck. Und immer mit Spagetti oder Pizza auf Nummer sicher zu gehen möchte ich auch nicht. Nun kommt aber das Kompliment und die Ablehnung im gleichen Satz serviert. Ein Widerspruch? Für sie war es keins. Ihre Worte flogen über die Lippen mit Leichtigkeit und Witz.
Wir Erwachsene getrimmt auf die lineare Logik fragen uns vielleicht: “Wenn das Essen lecker schmeckt, warum magst du es dann nicht essen?” Ergibt es keinen Sinn? Ich habe nur innerlich gelächelt und nicht weiter nachgehakt. Ich wollte sie auf nichts festnageln. Widersprüche sind okay. Ich muss sie nicht verstehen und schon gar nicht auflösen.
In diesem kleinen Satz spürte ich, dass die Welt für sie nicht nur aus schwarz und weiß besteht, es gibt nicht nur vor oder zurück, richtig oder falsch, dagegen subtile Zwischentöne, Vielschichtigkeit und Spannung. Die Liebe und die Ablehnung müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Sie kommen so oft Hand in Hand. Kennt ihr das auch? Welche Widersprüche erlebt ihr so im Alltag? Fällt es euch schwer, sie auszuhalten?